Buchstabensalat oder “Wir essen den Armen die Teller leer”
Freunde von mir inspirierten mich am Freitag zu einer neuen Kategorie für den foodreader – Danke Annika und Matthias Ich nenne sie “Buchstabensalat”. Hier werde ich nun wöchentlich, immer Sonntags, aktuelle Bücher zum Thema Ernährung vorstellen. Denn foodwriter wäre nicht foodwriter, wenn es sich hier nicht wenigstens auch ein bisschen um literarische Werke drehen würde. So ist das erste Buch, welches ich heute präsentiere auch eine Empfehlung meiner oben erwähnten Inspirationsquelle: “Die Ernährungsdiktatur” von Tanja Busse, erschienen im April 2010.
Wie es der Titel bereits erahnen lässt, beleuchtet die Autorin in ihrem Buch was uns die Lebensmittelindustrie vorsetzt und welche Herstellungs- und Vermarktungsmethoden sie dazu nutzt. Der in den Supermärkten täglich stattfindende Etikettensschwindel wird ebenso kritisch beleuchtet, wie die Zusammenhänge des globalen Ernährungssystems. Busse sucht nach dem Schuldigen für die anhaltend steigende Zahl an Übergewichtigen und findet ihn in der Industrie – in deren zu fettigen, salzigen und überzuckerten Lebensmitteln. Nach meinem Geschmack ist diese Schuldzuweisung etwas zu einseitig. Denn Sozialisation, Beruf und Freizeitverhalten haben doch ebenso Auswirkungen auf das Gewicht, wie die Ernährungsweise. Nichts desto trotz lohnt es sich aber das Buch zu lesen. So werden zum Beispiel, auf recht unterhaltsame Art, die legalen Verschleierungstaktiken der Lebensmittelproduzenten aufgedeckt. Stichwort: “Prinzip Schokoriegel” – teures Marketing, billige Zutaten. So berichtet Busse von “falscher Rote Grütze, aufgeblähten Brötchen und Käseimitat” und gibt dadurch einen guten Überblick über die Lebensmittelskandale der letzten Monate. Auch die großen Themen, wie Welthunger und Klimawandel werden angesprochen. Zu guter Letzt erhält der Leser Tipps, wie sich das eigene Konsumverhalten ändern lässt um direkt Einfluss auf die Lebensmittelindustrie und ihre Produktion nehmen zu können.
“Die Ernährungsdiktatur” von Tanja Busse ist im Blessing Verlag erschienen und kostet 16,95 Euro.
Tags: Etikettenschwindel, Lebensmittelindustrie, Marketing, Welthunger
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